Welche Personen Dich wirklich durch das Leben begleiten - Digital Detox (4): Deine Social Media Inventur
Unsere Vorstellungen von einem sozialen Netzwerk werden von Facebook, Instagram und Twitter dominiert. Dabei basieren diese Plattformen auf einer völlig undigitalen Annahme: Menschen brauchen den Austausch mit Anderen. Dieser Austausch ist es, der uns zum Nachdenken anregt und ein Gefühl von Zugehörigkeit vermitteln kann. In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du Dein wirkliches soziales Netzwerk erkennst. Welche Familienangehörigen, Freunde und Bekannte begleiten Dich durch den Alltag? Wie oft und auf welchem Weg stehst Du mit ihnen in Kontakt? Und entspricht dieser Kontakt Deinen Wünschen und Vorstellungen?
Soziale Netzwerke neu denken: Gemeinschaft braucht realen Kontakt
In den Anfangszeiten digitaler sozialer Netzwerke herrschte kommunikative Aufbruchstimmung. Es war plötzlich möglich alte Schulfreunde, entfernte Familienangehörige oder neue Bekanntschaften mit wenigen Klicks zu finden und mit ihnen in Kontakt zu treten. Doch mit dem Einzug von kommerziellen Facebookseiten, individualisierter Werbung, manipulativen Algorithmen, die Postings auf der Timeline definieren, Hassbotschaften und Fakenews, hat sich unsere Einstellung zu Social Media Technologien verändert. So wird kritisiert, dass unsere Art der Kommunikation zunehmend unverbindlicher und aggressiver wird, vor allem im Umfeld digitaler Technologien.
Aber ein Rückzug aus den sozialen Medien ist keine Lösung. Menschen können einander nur verstehen und respektieren, wenn sie bereit sind sich mit ihren Ansichten und deren Ursprünge zu beschäftigen. Um digitale Kommunikation besser einzusetzen, kann es helfen, die eigenen Social Media Aktivitäten und die damit verbundenen Kontakte einer Art Inventur zu unterziehen. Welche Personen sind mir besonders wichtig? Erreiche ich diese Personen über die von mir genutzen Netzwerke überhaupt? Um diese Fragen individuell beantworten zu können, habe ich eine kleine Übung im Sinne einer Social Media Inventur ausgearbeitet.
So gehst Du vor
Lade Dir das kostenlose Arbeitsblatt "Social Media Inventur" herunter und drucke es aus.
Trage alle Personen, die Dir einfallen, in die Übersicht ein. Entscheide dabei, ob es sich bei den jeweiligen Personen um "Familie", "Freunde" oder "Bekannte" handelt und wie oft Du mir Ihnen, egal in welcher Form, in Kontakt stehst.
Wenn Dir niemand mehr einfällt, vermerke mit einer Farbe oder einem Stichwort, in welcher Form ihr hauptsächlich in Kontakt steht. Mögliche Formen könnten sein: Whats App Sprachnachricht, persönlicher Kontakt, Telefonat, Facetime, u.a.
Wenn Du fertig bist, leg das Blatt für einige Zeit zur Seite.
Um Dir eine Idee zu geben, wie die Social Media Inventur aussehen könnte, habe ich Dir ein Beispiel ausgearbeitet.
Die Kernfragen Deines Netzwerks
Mit etwas zeitlichem Abstand solltest Du Dir die Notizen einmal anschauen. Die Beantwortung der folgenden Fragen kann Dir helfen, mehr über Dein soziales Netzwerk und Deine Kommunikationsgewohnheiten zu erfahren:
Gibt es eine bestimmte Art der Kommunikation, die deutlich überwiegt?
Gibt es Personen, die Dir besonders wichtig sind und zu denen Du selten Kontakt hast?
Welche Rolle spielen Familienangehörige in der Übersicht?
Wie viele Personen sind insgesamt auf der Übersicht zu finden?
Digitale soziale Netzwerke sind in erster Linie Geschäftsmodelle
Die durchschnittliche Anzahl an Freunden auf Facebook, dem größten Sozialen Netzwerk der Welt, liegt bei 338 Personen. Eine beeindruckende Zahl, die jedoch nichts darüber aussagt, wie gut die jeweiligen Personen sich sozial integriert fühlen.
Es ist wichtig zu wissen, dass es bisher keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Netzwerke und der Ausprägung psychischer Krankheiten gibt. Aber ich habe für mich persönlich gemerkt, dass mich die Nutzung von Facebook und Instragram nicht dabei unterstützt hat, besser mit meinen Freunden in Kontakt zu bleiben.
Meine persönlichen Schlussfolgerungen: Persönlichen Kontakt erhöhen, soziale Netzwerke beruflich nutzen und mehr analoge Aufmerksamkeiten
Die Idee der Social Media Inventur ist es, seine bestehenden Nutzungsgewohnheiten zu hinterfragen und ggf. an seine eigentlichen Absichten anzupassen. Es ist daher wichtig, dass Du eigene Antworten findest, warum Du Facebook, Twitter, Instagram und Co verwendest.
Meine persönlichen Schlussfolgerungen dieser Methode waren:
Meinen Facebook-Account zu löschen, da meine ursprüngliche Absicht, mit einigen Personen in Kontakt zu bleiben, nicht im Verhältnis zu den Datenschutz-Problemen und den aufgezwungenen Hass-Kommentaren in meiner Timeline standen.
Konkrete Zeiten in meinen Alltag zu integrieren, wo ich Freunde anrufe oder ihnen eine Aufmerksamkeit zukommen lasse, zB. eine Postkarte.
Soziale Netzwerke in erster Linie für berufliche Zwecke zu nutzen und meine Aktivitäten auf Linkedin und Twitter fachliche auszubauen.
Zu verstehen, dass mein persönliches Netzwerk aus einer Handvoll Menschen besteht, die ich in Zukunft aktiver an meinem Leben teilhaben lassen möchte.
Quellen & Materialien
Dux, Marcel (2018): Arbeitsblatt Social Media Inventur (pdf)
Dux, Marcel (2018): Arbeitsblatt Social Media Inventur - Einsatzbeispiel (pdf)
Hamburger, E.: Facebook isn't making you depressed, but the internet is, unter: https://www.theverge.com/2013/8/22/4647916/facebook-isnt-making-you-depressed-the-internet-is (abgerufen am 29.08.2018).
Kramer, A. D. I.; Guillory, J. G.; Hancock., J. T. Guillory: Experimental evidence of massive-scale emotional contagion through social networks, in: PNAS June 17, unter: http://www.pnas.org/content/111/24/8788.full (abgerufen am 27.08.2018).
Smith, A.: What people like and dislike about Facebook, unter: http://www.pewresearch.org/fact-tank/2014/02/03/what-people-like-dislike-about-facebook/ (abgerufen am 29.08.2018).
Quinn, Sally: It’s inevitable that the internet changes how we relate – what matters is how, unter: https://theconversation.com/its-inevitable-that-the-internet-changes-how-we-relate-what-matters-is-how-48449 (abgerufen am 27.08.2018).
Die in diesem Artikel beschriebene Methode ist ein Bestandteil der kostenlosen Digital Detox Toolbox. Die Toolbox basiert auf den Erfahrungen des Seminars "Digital Detox: Die Grundlagen effizienter Mediennutzung". Das Seminar wurde von 2016 bis 2018 an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin durchgeführt.
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