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Die JIM-Studie 2020: Was wir über das Lernen von Jugendlichen in der Corona-Pandemie erfahren (und was nicht)

Quelle: Alexander Rentsch, 2021

Jedes Jahr befragt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (kurz: mpfs) 1200 jugendliche Mädchen (48 %) und Jungen (52 %) im Alter von Zwölf bis 19 Jahren zu ihrem Medien- und Kommunikationsverhalten. Der Anfang Januar veröffentlichte Ergebnisbericht für das Jahr 2020 zieht eine erste Bilanz, wie die Corona-Einschränkungen das Leben und Lernen der Jugendlichen beeinflusst haben. Dieser Kommentar konzentriert sich auf die Vorstellung von Ergebnissen, die direkt in Verbindung zum Lernen und dem Schulerleben stehen.

Ausstattung mit digitalen Medien und Geräten flächendeckend gewährleistet

Nahezu alle befragten Jugendlichen gaben an, dass Smartphones, ein WLAN-Anschluss und Computer/Laptop in ihrem Haushalt vorhanden sind (S. 6). In 73 Prozent der Haushalte ist zusätzlich mindestens ein Tablet vorhanden (S. 6). Bei den Zwöf- bis 19-jährigen haben 94 Prozent ein eigenes Smartphone (S. 8). Im Besitz eines eigenen Laptops oder Rechners sind mit 72 Prozent fast drei Viertel aller Befragten (S.8). Mädchen besitzen öfter einen Laptop als Jungs. Diese bevorzugen eher stationäre Rechner (S.9).

Hybrider Unterricht war das dominierende Modell im ersten Lockdown

Zum Zeitpunkt der Hauptbefragung (Juni/Juli) wurden 69 % der Jugendlichen in hybriden Unterrichtsformen ausgebildet (S.17). Dabei handelt es sich um ein Wechselmodell, bei dem die Jugendlichen teils in Präsenz und teils im Online-Unterricht begleitet werden. Für den Online-Unterricht erhielten 57 % die Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben per E-Mail (S. 18).

Deutliche Steigerung der Verwendung von Lernplattformen für den digitalen Unterricht

55 % aller Befragten gaben an, dass sie im digitalen Unterricht auf Angebote innerhalb von Lernplattformen und Schulclouds zugreifen konnten (S. 18). Das ist insofern beachtlich, da dieser Wert seit April 2020 von 22 % (vgl. JIMplus Zusatzstudie) um mehr als 30 Prozentpunkte gesteigert werden konnte. Konkret: 55 % aller circa 40000 Schulen in Deutschland konnten ihren Schülerinnen und Schülern zumindest eine funktionierende Grundinfrastruktur für das digitale Lernen bereitstellen.

Keine der beiden Studien beschäftigt sich allerdings mit den qualitativen Aspekten des Online-Unterrichts. So erfahren wir nichts darüber, ob etwa Lernfortschrittskontrollen oder digitale Gruppenarbeiten, angeboten wurden. Die Angabe, wonach 25 % der Schülerinnen und Schüler im Unterricht auch erstmals Videokonferenzen eingesetzt haben, lässt aber den Rückschluss zu, dass auch dialogische Formate zum Einsatz kamen (S. 18).

Schlechte Eigenmotivation für die Mehrzahl der Befragten das Hauptproblem im Corona-Unterricht

Sich im privaten Umfeld für das Lernen und die Teilnahme am digitalen Unterricht zu motivieren, war das mit Abstand größte Problem im ersten Lockdown (60 %). Technische Probleme, wie eine schlechte Internetverbindung (16 %) oder eine fehlende IT-Ausstattung (6 %), waren von untergeordneter Bedeutung (S. 19). Aus technisch-organisatorischer Sicht ist interessant, dass es knapp einem Drittel der Zwölf- bis 19-Jährigen schwerfiel, die Übersicht über die unterschiedlichen digitalen Dienste für das Lernen zu behalten.

Die Suche nach Informationen im Netz spielt für Jugendliche kaum eine Rolle

11 % aller Befragten gaben an, dass sie das Internet für die Recherche von Informationen verwenden (S. 49). Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr zwar deutlich gestiegen, ist aber im Vergleich zu den weiteren Gründen der Nutzung, etwa Unterhaltung (34 %) und Kommunikation (27 %), weiterhin sehr gering. Die Autoren der Studie vermuten, dass die Steigerung ein Resultat des Homeschoolings sein könnte (S. 50).

Für die Aufnahme von Informationen greifen die Jugendlichen in erster Linie auf Wikipedia und YouTube zurück (S. 49). Bemerkenswert ist, dass der Konsum fremdsprachiger Videos für 43 % zum Alltag gehört (S. 48).

Fast die Hälfte der Jugendlichen beurteilen ihren digitalen Unterricht mindestens mit "gut"

Zusammenfassend beurteilen 46 % der Schülerinnen und Schüler den digitalen Unterricht "gut" oder "sehr gut" (S. 20). Lediglich für sechs Prozent der Befragten funktioniert das elektronische Lernen überhaupt nicht (S. 20).

Die Unzufriedenheit mit der Lehr-Situation ist bei Schülerinnen und Schülern, die sich in den Abiturvorbereitungen befinden, am meisten verbreitet (S. 20). Gleichzeitig ist diese Gruppe auch mit dem größten Anteil an reinen Homeschooling vertreten (33 %, S. 20).

Diskussion zur beschränkten Aussagekraft der Ergebnisse

Die Ergebnisse der JIM-Studie lassen einen vorsichtig optimistischen Blick auf die Entwicklung digitaler Bildung in deutschen Schulen zu. Gerade die quantitative Steigerung der Bereitstellung von Lernplattformen, Schulclouds und Videokonferenzangeboten ist bemerkenswert. Gleichzeitig muss beachtet werden, dass der Befragungszeitraum vor dem zweiten Lockdown und damit auf eine Zeit der sinkenden Infektionszahlen und der steigenden Hoffnung auf ein schnelles Ende der Corona-Pandemie fiel. Auch liefert die Studie keine qualitativen Aussagen zur Art des digitalen Unterrichts und darüber, wie stark Jugendliche aus Haushalten mit geringem Einkommen von möglichen Einschränkungen betroffen waren.

Informationen über die JIM-Studie

Die JIM-Studie wird als Verbundvorhaben durch den Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (S. 2) veröffentlicht. Die Zusammenarbeit erfolgt mit der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz (LMK) (S. 5), sowie der SWR Medienforschung (S. 5). Die Feldarbeit sowie die Datenprüfung wird von der Innovative Marktforschung mbH (GIM) durchgeführt (S. 3).

Quelle


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